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12.06.04, in Oschersleben |
Die 15. Saison des deutschen Divinol-Tourenwagen-Cups mit ihren DM und EM-Wertungen in Oschersleben hätte weder von Alfred Hitchcock, noch von Henning Mankell spannender inszeniert werden können. Man muss das so sehen, denn schon Zolder vor 4 Wochen war ein Hit. In Oschersleben mischte Petrus mit einigen heftigen Regenschauern auch noch ganz entscheidend mit. Traumhaftes Wetter war diesmal also nicht angesagt. "Regen mag ich", so dagegen nicht nur Willi Herold. Doch mancher flüchtete sich bei Regen schnell mal auf einen heißen Kaffee von Uschi Hoffmann in den Divinol-Cup-Treff am Fahrerlagereingang. In Oschersleben bot Cup-Promoter Gerd Hoffmann den Cupfreunden durch den Besuch von Motorsportlegende Graf Freddy Kottulinski ein ganz besonderes Highlight. Der Graf, heute VIP-Fahrtrainer bei Audi und einer der Promotor der neuen Rennstrecke Schleizer-Dreieck informierte über die bevorstehende Streckenneueröffnung im August. Die Divinol-Fahrer werden Gelegenheit haben, die neue Strecke unmittelbar nach Most, mit ihren Autos zu inspizieren. Weitere Informationen folgen an dieser Stelle.
42 Fahrer qualifizierten sich in Oschersleben für die Rennen. Auf der anspruchsvollen Magdeburger Börde-Strecke ging es nicht nur um Punkte zum 15. Divinol-Cup, sondern erneut auch um "Platz und Geld" zur EM-Wertung im Rahmen des Divinol-Cups. "Dieses Rennen ist der deutsche Lauf zur EM-Wertung", so Promoter Hoffmann. Bereits das Training deutete an, was kommen würde. Rennsport vom Feinsten stand in Oschersleben auf dem Programm. Auf die Pole fuhr einmal mehr Klaus Horn, der schnelle Automobilkaufmann aus dem idyllischen Landau in der Pfalz, übrigens eine sehr gute Weingegend. Klaus Horn gelang es Willi Herold, Michael Düchting, Chaouki Chikhani, Klaus Schneider, den reaktivierten Olaf Pleuger, Neueinsteiger Mario Münch, Theo Herlitschka, Pierre von Mentlen (CH) und Jo Kreuer hinter sich zu halten. "Ich habe dich auf der Pole erwartet", so ein Fan gegenüber Düchting. "Ich auch", konterte der keck. "Nein im Ernst. Ich hatte auf Grund eines offensichtlich zu harten Fahrwerks an mehreren Stellen keinen Grip aus den Ecken heraus. Aber das kriegen meine Jungs in den Griff". Es wird immer enger im Vorderfeld. Zehntelabstände entscheiden mehr und mehr über die Startplätze.
In allen Klassen ging es nicht nur um den üblichen Kampf. Wer hat wo die Nase vorn und wer kann auf Grund des ganz speziellen Reglements im Divinol-Cup jeweils einen kleinen Vorteil in Sachen Qualifying oder Meisterschaftstabelle für sich herausarbeiten? Taktik kommt ins Spiel. Reifen entscheiden. "Ich hätte hier Yokohamas gebraucht um noch entscheidend zulegen zu können", so Pierre von Mentlen, der Fighter aus der italienischen Schweiz. Leider war die "Yokotruppe" nicht vor Ort sondern dieses mal am Ring. Theo Herlitschka, "Deutschlands schnellster Busunternehmer", so seine Freunde, musste sich im Training hinter seinen neuen Klassenkameraden Olaf Pleuger (Erwartungen erfüllt) und Ford-Ingenieur Mario Münch einreihen. Er strahlte trotzdem. "Am Ende schau' n wir mal wo der Theo steht", so sein leicht selbstironischer Kommentar. "Ich habe hier den Dirk, Frank und Ioannis im Training noch packen können. Im Rennen sehn wir dann weiter", lachte und ging. In den Klassen holten Johannes Kreuer, Sepp Melkus, Mirko Lubner, Jens Hildebrand, Roy Wunderlich und Lothar Moll ihre Klassenpole.
Zu einem besonderen Spiel wurde in Oschersleben der Kampf um die Tabellenführung. Wie bereits wenige Tage zuvor durchsickerte, konnte einer der Tabellenführer in Oschersleben nicht antreten. Martin Zondler, Hyundai-Vertragshändler im badischen Graben Neudorf, war vom Werk auf Grund guter Verkaufserfolge zu einem Hyundai-Händlertreffen in die USA eingeladen worden. "Da kann ich natürlich nicht absagen", so der Badener. Das schien hier die Chance für den Divinol-Cup-EM-Sieger von 2002 Bernd Kleeschulte zu werden. Aber der musste nach einem plötzlich aufgetretenen Motorschaden bis in die Nacht vor dem Rennwochenende reparieren und so nun von ganz hinten starten. Keine schlechten Karten also für Klaus Horn, in der Meisterschaftstabelle auf Platz 3.
In der Einführungsrunde begann es zu regnen. Den Start gewann Polemann Horn. Aus Reihe 2 schoss "CC"-Chikhani hinter Horn. Düchting fiel leicht ab. Schneider hielt mit seinem 3,6L GT2 ausgezeichnet mit. Sein Junior mühte sich als Renn-Azubi im 1. Jahr mit den Tücken der Pumatechnik ab. "Ich lerne jedes Mal ganz kräftig dazu", strahlte der 18jährige. Das Rennen forderte einige Opfer. v. Mentlen und Pleuger kollidierten. Das Aus für beide. Beide sind Vollblutracer. Da steckt keiner vorschnell zurück. Herold, Moll (Motor explodiert), Pape (Kupplung) und Schuster sahen die Zielflagge ebenfalls nicht. Vorn pirschte sich Düchting Meter um Meter an Chikhani ran, um am Ende hinter Horn und vor dem schnellen Libanesen auf' s Treppchen zu "rudern". Ford Entwicklungsingenieur Münch gewann die KL7 vor Theo Herlitschka und ,knapp dahinter, einem großartigen Dirk Torwesten. Volle Punkte in den anderen Klassen kassierten Jo Kreuer, Sepp Melkus, Mirko Lubner, Jens Hildebrand, Roy Wunderlich und Wolfgang Wintergerst. Die Gattin hatte nach einem Haushaltsunfall noch Rennpause. Eine Bravourleistung vollbrachte Bernd Kleeschulte vom 42. Startplatz prügelte er seinen E36 auf Gesamtrang 13. Platz 2 in der Klasse sorgte bezüglich Meisterschaftsstand noch für Schadensbegrenzung.
Das Rennen entwickelte sich wie in Zolder zum absoluten Knaller. Streckensprecher Klaus Lambert, ein ganz alter Hase, den wirklich nichts so leicht vom Stuhl haut, brach in Begeisterung aus. Man stelle sich das mal vor. Eine kleine aufgeheizte Kommentatorenbox, sehr begrenzte Sicht, verregnete Scheiben, vor Augen den Monitor mit dem Rennverlauf und leicht rechts einen Bildschirm mit dem momentanen Stand im Rennen. Dazu Informationen auf kleinen Zetteln. Die Ereignisse überschlagen sich mehrfach pro Runde nicht nur an der Spitze sondern auch in den Klassen.
Von ganz hinten kommt mit Bernd Kleeschulte ein Mann der in der Meisterschaftstabelle vor diesem Rennen auf Platz 1 lag und nun unerwartet ohne Training von Platz 41 bei Regen auf Slicks durchs Feld rudern muss. Daneben einer der als Fahrerlegende nach Oschersleben gekommen war um ein wenig zu schauen und dann plötzlich von seinem alten Fahrerfeund Jens Smollich auf dessen Auto und unbekanntem Kurs ebenfalls von ganz hinten in die Schlacht geht. "So was habe ich in 70 Lenzen auch noch nicht erlebt", so Audi-VIP-Fahrertrainer Graf Freddy Kottulinsky, einstiger F3-Hero, Rallye-Dakarsieger und in seiner Wahlheimat Schweden im TW immer noch hochaktiv.
Wieder setzt unmittelbar vor dem Start Regen ein. Chikhani schießt vor Polemann Horn in die erste Runde. Dahinter Herold mit vier angetriebenen Rädern im Vorteil. "Willis Wetter", posaunt der Streckensprecher. Aber auch Düchting mochte offensichtlich Regen. Schneider scheint sich bei solchen erschwerten Bedingungen ebenfalls pudelwohl zu fühlen. Horn fällt leicht ab. "Meine Scheiben sind angelaufen. Der Lüftungsschlauch war lose, Pech", so der trotzdem noch lächelnde Sieger von Rennen 1, später bei Uschi Hoffmann im Cup-VIP-Zelt.
In den Klassen geht es hart zur Sache. Die GT3-Liga der KL7 sortiert sich in der Reihenfolge Münch, Herlitschka, Torwesten, Deligiannis. Frank Schreiner fiel aus. Ex-F3-pilot Mario Münch konnte mit dem 2. Klassensieg einen Einstand nach Maß abliefern. "Das Wetter war der Wahnsinn". Unter den "Donkis" war Kreuer die Messlatte. Er ging förmlich über das Wasser. Kreuer ein Mann aus Stahl? Hier wohl schon. Die KL5 holte sicher erneut Sepp Melkus. Hier vor Wossos und Reichel. Bernd Kleeschulte, der Mann von ganz hinten fiel aus. Freddy Kottulinsky dagegen konnte 13 Plätze gut machen und lief hinter seinem einstigen F3-Wegbegleiter Wolfgang Küther als Klassenfünfter ein. Jens Smollich, der das Auto für Kottulinsky bereitstellte, gewann vor Manfred Oesting und Cristof Langer. Einen der kleinsten Zieleinlaufabstände in der Divinol-Cup-Geschichte schafften Peter Nickel und Roman Sonderbauer. Klitzekleine 0,067 Sec. trennten die beiden Racer am Ende unter dem herabsausenden schwarzweißen Tuch. "Wahnsinn", hauchte der Streckensprecher ins Mikro. Hellmut Schilles und Cup-Urgestein Walter Pfenning folgten. KL2 wurde in Oschersleben zu einer Art Erfolgsheimspiel für die Frommhold-Crew. Mit Roy Wunderlich und Jan Frommhold konnte man zweimal den Pott ins Teamzelt mitnehmen Widmann und Ferstl, nur knapp geschlagen, stiegen mit aufs Treppchen. Die Herren Wintergerst und Müller holten die Pokale in der KL1.
Nicht weniger als 7 Führungswechsel wurden gezählt. Zunächst schoss Chikhani noch vorn. Dann Herold, später Düchting, den dann Schneider angriff und mit ruhiger Hand am Volant dann auch niederrang. Wer durch Dreher zurückfiel oder auf der Bremse in einen Nachteil rutschte, den dann Gegner beinhart ausnutzen konnte, war am Ende nicht mehr nach-zuvollziehen. Schneider, "Ohne meinen Dreher hätte ich mir hier einen Sieg zugetraut". Übrigens 5 Gesamtsiege hat er schon auf seinem Konto. Zu Rennmitte verlor, so berichtete er später, Willi Herold plötzlich stark an Ladedruck. Wieder war passiert was schon im Training diagnostiziert wurde. Ein Riss im Ladedruckrohr sorgte für erheblich weniger Leistung. Klaus Schneider rückte Willi Herold dadurch noch bedrohlich auf den Pelz. Ganz vorne machte mittlerweile wieder Michael Düchting auf seinem Donki mit TT-Turbopower von Audi die Pace. "Ich bin einfach nur gefahren. Ich habe an nichts mehr gedacht. Alles war bei dem Wetter möglich. Ein Dreher in der ersten Runde bei dem ich im Getümmel quer auf der Strecke stehen blieb. Das hätte böse ausgehen können. Aber irgendwie funktioniert man da nur noch quasi automatisch. Düchtings Automatik funktionierte offensichtlich gut. Er gewann am Ende mit knappen 2,5 Sec vor dem nun wieder stark pushenden Chikhani. Der wurde zum unbelohnten Helden dieses Rennens. Mehrere Führungswechsel, die schnellste Runde im Rennen, aber am Ende doch noch das Treppchen. Aber eben leider nicht der Sieg.
Die Cupführung hat sich nun Klaus Horn geholt.Die Spannung steigt im Divinol-Cup 2004
HTS